Dienstag Mittag, Mittagspause. Ich klicke mich durch die Websites verschiedener Tageszeitungen, auf nachrichten.at staune ich nicht schlecht als Helmut Feilmair den facebook-Führererschein fordert. Mutig, zumal das bedeuten würde, dass sich das Lehrpersonal dann auch mit Social Media Plattformen auseinandersetzen müsste. Angesicht von wütenden Protesten ob zwei Stunden mehr Unterricht, würde mich interessieren wie das Lehrpersonal auf ein ständiges Monitoring von facebook und Co. reagiert.
Jetzt ist es ja nicht so, dass ich es für eine dumme Idee halte jungen Menschen Medienkompetenz zu verordnen, ganz im Gegenteil – der Umgang mit sozialen Netzwerken wird ein ganz wesentlicher Skill werden. Allerdings greift mir Herr Feilmeir nicht weit genug. So schön und gut ein facebook-Führerschein auch sein mag, er vergisst, dass sich soziale Netzwerke einem ständigen Wandel unterworfen sind (oder wer hätte vor 3-4 Jahren darauf gewettet, dass myspace in die Bedeutungslosigkeit abrutschen wird). Das heißt, es müssten auch entsprechende Angebote für Twitter, Google+, foursquare, und, und, und geschaffen werden und wer das den Lehrern vermitteln soll, die ein unbewegliches Schulsystem gewohnt sind (siehe „das Gymnasium schaffen wir aber fix ned ab“), ist fraglich. Schließlich funktioniert ja auch jedes Netzwerk unterschiedlich.
Besonders bedenklich halte ich es, dass es reicht, dass Feilmair drauf hinweist, dass er selbst ein facebook-Profil betreibt und ihn das in den Augen der Medien zum Kenner macht. Das trifft aber prozentuell auf mehr Jugendliche zu als auf Mitglieder der Altersgruppe von Herrn Feilmair, sind es also die Jugendlichen die den Lehreren erklären was sie später vermitteln sollen? Gemein, ich weiß.
Richtig lieb finde ich ja die Warnung vor facebook-Parties. Mir ist bis dato in Österreich kein einziger dokumentierter Fall einer ungewollten Massenveranstaltung bekannt, wie bereits an anderer Stelle hier im Blog ausgeführt, ist das ein Sommerloch-Thema aus Deutschland, sich da draufzusetzen ist einfach nur kurzsichtig … die McDonalds Filiale am Linzer Taubenmarkt konnte sich den 40 facebook-Flashmobbern auch stellen 😉
Fazit
Ein facebook-Führerschein, wie auch immer der ausgestaltet sein soll halte ich für Schwachsinn. Vielmehr müssen soziale Netzwerke fixer Bestandteil von Unterrichtsmethoden werden. Medienkompetenz lerne ich schließlich nicht aus einem Buch, sondern durch aktives Tun, davon bin ich fest überzeugt. Ein Zettel auf dem „facebook-driver“ steht wird daran auch nix ändern.
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Foto: cc-by-nc – brizzle born and bred
Vorher müssen erst die Lehrer auf Social Media Kompetenz getrimmt werden 😉
Nenn mich zynisch, aber bei der Fortbildungsmaßnahme mag ich als Zuschauer dabei sitzen. Wenn ich an meine Schulzeit zurück denk und mir in Erinnerung rufe was mir da an unmotivierten, konservativen und festgefahrenen Geistern als Lehrkräfte zugemutet wurde, könnte eine Social Media Bildungsmaßnahme für Lehrer witzig werden (zumindest für Außenstehende).
Gutes Fazit. Aber: muss es immer Lehrer-Bashing sein? (DIE Lehrer, aha, sie sind also alle gleich, über 50, unmotiviert und schlagen nur die Zeit bis zur Pension tot. Und faul natürlich.)
Wahrscheinlich bin ich als Lehramtsstudentin aber auch vorbelastet…
Naja, was heißt Lehrer-Bashing? Ich streite ja nicht ab, dass es eine Vielzahl an motivierten Nachwuchstalenten gibt, die alles besser machen werden 😉 – die sind halt weit weg davon Einfluss nehmen zu können.
Tatsache ist, dass sich Mehrzahl der aktiven Lehrkräfte im Moment dadurch auszeichnet Neuerungen zu verhindern (siehe Reformvorschläge der letzten Jahre, dass da die jeweils eingesetzte Regierung nicht ganz unschuldig ist bestreite ich nicht), in diesem Lichte hab ich da keine Illusionen, dass ein dynamisches Thema wie Social Media (und wer hier Qualität bieten will, muss sich praktisch täglich mit den Inhalten auseinadersetzen) plötzlich zufriedenstellend reflektiert wird. Zumal das System in dem die Lehrer eingesetzt sind extrem starr und eingefahren ist, und jeder Vorschlag von Arbeitszeitverlängerungen in revolutionsartige Aufstände mündet.
Das Problem sind als nicht die Lehrer selbst, sondern das Schulsystem und die (in Teilen verständliche) Lethargie der Lehrer.