Einleitung: Emotionale Herausforderungen beim Podcasten
[0:00] Ja, das wird eine Sendung, wo ich ein bisschen aufpassen muss, dass ich nicht emotional werde.
Es geht nämlich ums Podcasten und um diese unsäglichen Dinge, die ich immer wieder mitkriege, wo gescriptet Geschichten entstehen werden, wo jede Persönlichkeit aus einem Podcast herausgeschliffen wurde und das Ganze dann als Hauptformat verkauft wird.
Für mich nicht nachvollziehbar, für etliche da draußen schon und ich mag heute einmal meine Sicht der Dinge darlegen, weil ich glaube, dass wir da mal über ein paar Dinge in dem Medium sprechen sollten und gerne auch zur Diskussion anregen mag.
Diskussionsanregung: Die Bedeutung des Mediums Podcast
[0:41] Herzlich willkommen beim AAA-Podcast. Authentisch, anziehend, attraktiv.
[0:42] Music.
[0:48] Dein Podcast für authentische digitale Kommunikation im Business.
Und hier ist dein Host, Daniel Friesenecker.
Hallo und Servus zu dieser Ausgabe des Triple A Podcasts.
Es freut mich sehr, dass du wieder dabei bist und wie gesagt, heute muss ich mich ein bisschen am Riemen reißen, weil das Thema tatsächlich so ein bisschen Potenzial hat, dass ich das eine oder andere sage, das mir im Nachhinein vielleicht leid tun könnte.
Ich versuche auch keine Namen zu nennen, versuche da niemanden anzupatzen, aber ich bemerke mehr und mehr, dass irgendwie das Podcast-Thema größer.
Der wachsende Aufwand und die Anmutung von Podcasts
[1:33] Gemacht wird im Aufwand und in der Anmutung und in dem, was da entsteht, als es meiner Meinung nach sein sollte.
Ihr wisst, ich stehe für das Thema Authentizität, ich halte es auch für wichtig, authentisch aufzutreten und die Begeisterung, warum ich zu Podcasten gekommen bin, war, dass einfach scheißegal war, was ich ins Mikro spreche und das so rausbringen konnte, wie ich es wollte.
Und so ist das ja entstanden, damals 2006 und seit 2011 hier im TEDi Podcast.
Und ich glaube einfach auch, dass ein Podcast, wo ich nicht geschliffen spreche, wo ich Mundart verwende, wo…
Auch vielleicht einmal man sich im Thema ein bisschen verrennt, viel interessanter ist anzuhören als ein Podcast, wo ein Themenplan gegeben wurde, wo der trainierte Sprecher oder Sprecherin Dinge hineinspricht in ein Mikro, das sich eben so anhört, als hätte das vom Zettel gesprochen und wo die trainierten Führungskräfte, die gerade frisch aus dem Medientraining kommen, dann eben ihre geschliffenen, nichtssagenden Antworten geben und man das Ganze dann ausspielt und sich darüber freut, dass man eh was ohne Eckenkanten und sonst irgendeinen Unterhaltungswert eben rausgebracht hat.
Und das stößt mir zusehends auf. Aber mehr dazu gleich.
Podcasts: Verkauf über Persönlichkeit statt Skript
[2:58] Ich glaub nämlich, dass man mit Podcasts über Persönlichkeit verkauft und nicht über das Skript und über die Botschaft.
Das ist jetzt wahrscheinlich wenig überraschend, wenn ich das sag, aber wenn ich mir nach Skript, nach den gelernten Dingen mit Verkaufsmodellen und Heldenreise und AIDA-Formel und Story-Circle und, und, und die Podcastfolgen herricht, dann kommt da nie und nimmer ein authentisches Gespräch heraus.
Und wenn wir an große Podcasts denken, wie beispielsweise den OMR-Podcast.
[3:34] Wo einfach ein Gespräch geführt wird von einem Menschen, der manchmal schwierig zuzuhören ist und trotzdem einfach interessante Fragen stellt und da auch mal nachfragt und nicht alles im Vorhinein bekannt gibt, über was man sprechen wird, dann kommt einfach ein cooles Format raus.
Da bin ich absolut überzeugt davon, dass das genauso läuft.
Und wenn wir uns nur in den Oberflächlichkeiten…
Bewegen. Dann werden wir natürlich auch immer nur diese oberflächlichen Anbahnungen haben und es entsteht aber nicht sowas wie eine Community, wie eine Freude an dem Format.
Podcasts als echte Kultur: Keine indoktrinierten Botschaften
[4:12] Wenn ich es noch intern ausspiele, ist es einfach das nächste Format, wo man halt dann irgendwie die von oben indoktriniert Botschaft im Unternehmen rausbringen möchte, aber das ist doch auch keine echte Kultur.
[4:25] Und ich sehe auf Bühnen, dass genau solche Beispiele gezeigt werden und als Best Practice verkauft werden. Und daran glaube ich einfach nicht.
Und deswegen ist eben auch diese Folge entstanden.
Also bitte, wenn ihr einen Podcast plant, dann traut euch einfach einmal hinzusetzen und über euer Thema zu sprechen, ohne dass euch wer Schritt für Schritt jedes einzelne, jede einzelne Frage vorher zur Verfügung gestellt hat, damit ihr euch schön vorbereiten könnt.
Weil in einem Kundentermin habe ich diese Chance auch nicht.
Da kenne ich mich hoffentlich auch in meinem Thema aus und kann hoffentlich auch über genau diese Dinge sprechen.
Und das vergisst man irgendwie immer so ein bisschen, dass dort ja in Wirklichkeit die Beziehung entsteht, nämlich in direktem Kontakt mit der Zielgruppe.
Wenn das aber bis aufs Letzte durchdekliniert ist, glaube ich, dass man sich einfach jede Menge an Chancen nimmt.
Bedenken bezüglich der vertonten Verkaufsbroschüre
[5:21] Und das führt mich einfach auch dazu, dass ich weiter der festen Überzeugung bin, dass die vertonte Verkaufsbroschüre einfach nicht zu einer Bindung mit der Community führen wird.
Der Aufbau und der Hook für das Thema
[5:33] Wenn ich schon mitbekomme, jetzt ist man natürlich ein bisschen drauf trainiert, wenn man den ganzen Tag mit diesen Dingen unterwegs ist, dass das jetzt der Aufbau ist, das ist der Hook, mit dem arbeite ich jetzt einmal, dass die Leute dranbleiben und dann bauen wir irgendwie Awareness für das Thema auf und daraus soll dann eine Begehrlichkeit entstehen und dann setzen wir zum Schluss den Call to Action.
Ja, nach Schema ist es toll durchdekliniert.
Nur, ob es interessant ist auf Dauer, ob sich das jemand anhört, weil er Lust drauf hat oder weil er vielleicht glaubt, aus strategischen Gründen irgendwas hören zu müssen, das ist eben die große Frage.
Die Bedeutung von Leidenschaft und Authentizität in Podcasts
[6:14] Und hört’s auf mit der Verkauferei da drinnen.
Egal, ob es jetzt die interne Botschaft ist, die man irgendwie vermeintlich subtil setzt oder ob es das nach außen gerichtete Thema ist.
Ich glaube, es ist, wenn man merkt, dass Leidenschaft hinter einem Format ist und dass man einfach zu einem Thema steht und dieses Thema treiben möchte und aufgrund dessen den Podcast macht, dass es dann zumindest in meinem Verständnis zum Medium viel mehr Auswirkungen haben kann und viel mehr auch hilft, dann die eigenen Dienstleistungen und Produkte zu vermarkten, als wenn ich das irgendwie so halb durchschaubar irgendwie versuche, nach Schema F durchzudrücken.
Die Auswirkungen von authentischem Podcasting auf die Vermarktung
[7:00] Was ihr ohnehin wisst, ich glaube, dass das Thema Authentizität, das ich ja eh jetzt schon in der bisherigen Sendung immer wieder gestresst habe, dass das einfach die Grundlage für Vertrauen ist.
Und auch da dieses vorbereitete, streberhafte, sich nicht trauen, einfach einmal was zu sagen, was jetzt vielleicht nicht vorher durchgesprochen wurde und vereinbart wurde, weil es aber vielleicht gerade zum Thema passt.
Wenn das fehlt, ist natürlich ganz viel Möglichkeit in Richtung Vertrauensaufbau nicht da.
Und jetzt ist so ein Podcast, auch wenn ich mir es jetzt wieder nach Sales Fundle anschaue, ja schon auch ein Medium, wo wir versuchen Reichweiten aufzubauen und an neue Zielgruppen und Communities zu kommen.
Und wenn das da schon versagt, dann wird das nach hinten hinaus natürlich auch weniger gut funktionieren, da dann auch tatsächlich verkaufig zu werden.
Weil bei all dem, was ich bis jetzt gesagt habe, soll jetzt auch nicht rauskommen, dass ein Podcast nicht dazu geeignet wäre, in Richtung Geschäft, in Richtung Business, was aufzubauen. Ganz im Gegenteil.
Aber ich glaube, wenn man Vertrauen aufgebaut hat, ist es viel leichter, hinten nach auch ein Angebot zu setzen, weil es einfach einen wirklichen Mehrwert hat, als wenn ich versuche, eben mit der Produktwerbung oder mit der Dienstleistungswerbung meine Sendungen versteckt zu gestalten und genau deswegen mein dringender Appell.
Improvisation für unterhaltsamere Sendungen
[8:25] Ein bisschen drüber trauen und ein bisschen Impro-Theater an manchen Stellen veranstalten, weil das in der Regel zu unterhaltsameren Sendungen führt.
Radioduktus vs. Podcasting: Eine klare Abgrenzung
[8:36] Und dann auch ein Thema, das immer wieder aufkommt.
Es wird ständig versucht, diesen Radioduktus irgendwie hinzubringen.
Wir veranstalten da keine Radiosendungen.
Also ich sehe es auch, ich habe selber die Geräte am Tisch stehen und habe sie auch so eingestellt, aber es wird immer.
[8:58] Der große Mehrwert verkauft, ja, und mit diesen Geräten und diesen Mikrofonen bekommst du den Radiosound.
Das ist, ehrlich gesagt, aus meiner Sicht nicht der Benchmark und da kommt das Medium zumindest ursprünglich nicht her, sondern es geht darum, die Möglichkeit zu haben, dass man theoretisch alle, die im Internet sind, zu erreichen mit der Botschaft.
Audioqualität wichtig, aber kein Radio-DJ-Berufsbild
[9:19] Ich will auch da nicht missverstanden werden. Natürlich muss das ordentlich sich anhören.
Natürlich schätzt ihr eine ordentliche Audioqualität, weil es natürlich ungut ist, wenn es kracht an allen Ecken und Enden und man sich die Aufnahmen nicht anhören kann, ja selbstverständlich.
Aber wir sind hier keine Radio-DJs und wir sollten das auch gar nicht versuchen, weil das schlicht und einfach ein anderes Berufsbild ist.
Weil viele Podcasts, Der Großteil der Podcasts wird nicht gemacht, als Selbstzweck oder als Mittel, eben selbst, funktionieren zu müssen und das Ding zu vermarkten, sondern wir kommen ja üblicherweise aus der anderen Richtung, dass wir etwas haben, was wir vermarkten möchten und dem Podcast als zusätzliches Medium nutzen wollen.
Podcasting als zusätzliches Medium für Vermarktung nutzen
[10:08] Und auch da habe ich dann in der Regel nicht die ausgebildeten Moderatoren, Moderatorinnen, da habe ich üblicherweise nicht Studio-Umgebungen.
[10:17] In denen ich unterwegs bin.
Und wenn ich mir auch die vielen, vielen Bilder anschaue der verschiedenen Dienstleister, unterscheidet sich das jetzt auch zu dem, was ich täglich erlebe, nicht sonderlich.
Weil ganz oft sitzt du in irgendeinem Besprechungsraum, der nüsse dafür geeignet ist, Audioaufnahmen zu machen.
Und dann kämpft man halt mit verschiedenen Möglichkeiten, wie mit Trennwänden und Seppichen und Baustellendecken und was halt so alles da ist, um eben dann eine Qualität zusammenzubringen, die für das Internet und für die eigene Community geeignet ist.
Wenn ich eine große Struktur bin, die einfach auch letztendlich die budgetären Ressourcen hat, um radioähnlich zu produzieren, bitte, feel free, go for it, aber ich glaube einfach nicht, dass Podcasting so entstanden ist.
Dann ist es gerne irgendwie Audiobeiträge, die man produziert, aber es würde ja auch niemand auf die Idee kommen, rein nur für YouTube-Videos, große Videoproduktionen anzusetzen.
[11:16] Um da eben dann eben einen laufenden YouTube-Channel zu betreiben.
Das wird zumindest in Österreich.
Beim Großteil der Unternehmen schlicht sie budgetär und ressourcentechnisch nicht abbilden lassen, weil es einfach auch keinen Sinn macht, am Ende des Tages das zu tun und darum verstehe ich nicht, warum das immer wieder propagiert wird, dass wir irgendwie Radio imitieren müssten an dieser Stelle.
Aus meiner Sicht ein absoluter Nonsens genau das zu tun.
Postproduktion von Sendungen
[11:47] Und das betrifft dann auch die Postproduktion der Sendungen.
Ja, sie müssen sich ordentlich anhören.
So wie ich das erlebe auch bei den Unternehmen da draußen, sind 90% der Sendungen Interviewsendungen.
[12:01] Zwei Menschen, die sich über ein Thema unterhalten, manchmal externe, manchmal interne.
Dann gibt es einen Jingle davor, dann gibt es ein Outro und bei manchen gibt es noch irgendwie einen Stinger oder einen Bumper dazwischen.
Aber ansonsten passiert da nicht viel. Ganz oft reicht das auch.
Da natürlich darauf zu achten, dass alle sich gleich laut anhören, dass hoffentlich auch Moderator, Moderatorin, Host immer ungefähr dieselbe Stimmfarbe hat, das wäre auch gut.
Aber ansonsten sehe ich jetzt einfach in der Postproduktion, nicht die Aufgaben, die jemand, der Musik produziert oder von mir aus TV oder Radio produziert, machen muss, weil es bei ganz, ganz vielen Hörern aus meiner Sicht da überhaupt nicht ankommt. Nämlich…
Qualität und Unterschiede in der Produktion
[12:48] Ich hab das auch probiert. Ich hab eine Anmoderation in einem Podcast gehabt.
Dazwischen kam dann ein Jingle und dann kam die eigene Sendung und das wurde mit zwei verschiedenen Mikrofonen aufgenommen.
Und dementsprechend klang der Host in der Anmoderation anders als in der eigentlichen Sendung.
[13:07] Außer den wirklich, wirklich Audiophilen, oft auch denen, die einfach in dem Job arbeiten, ist es niemandem aufgefallen, dass das einfach ein Unterschied ist und es stört auch an ganz vielen Stellen nicht.
Wie gesagt, natürlich muss es alles ordentlich sein. Ich habe mit verschiedenen Plugins in Audioschnittsoftware die Möglichkeit, da auch relativ pragmatisch drüber zu arbeiten und es gehört meiner Meinung nach nicht jedes Ein- und jede Denkpause herausgeschnitten.
[13:35] Was übrigens auch schon wieder ein Thema ist, das jetzt nicht mehr rasend Zeit in Anspruch nimmt, weil dank KI und Co.
Ich mittlerweile Füllwörter und Pausen praktisch automatisiert entfernen lassen kann.
Das heißt, ich habe einfach auch aufgrund der Tools mittlerweile die Möglichkeit, gute Qualität herauszubringen.
Aber hör mal bitte auf damit zu glauben, wir müssen da wirklich in High-End-Studio-Qualität, irgendwelche, Dinge.
Dienstleister profitieren von Audio-Optimierung
[14:02] Produzieren. Das ist natürlich ein Verkaufsargument für Dienstleister.
Da bin ich absolut dabei.
Auch ich verdiene einen Teil meines Geldes, damit Audios im Nachhinein zu optimieren, aber halbmaß in einem vernünftigen, pragmatischen Rahmen.
Wie gesagt, ich wende mich mit dieser Sendung an die kleinen und mittleren Unternehmen, die 90% der Unternehmen in diesem Land, alle, die über die entsprechenden Ressourcen, verfügen und gerne ins Studio gehen möchten.
Bitte tut euch keinen Zwang an, es wird sich geiler anhören an vielen Stellen.
Ob es notwendig ist, weiß ich allerdings nicht.
Qualität vs. Format: Erfolgsfaktoren für Podcasts
[14:40] Ihr merkt’s, es wiegelt mich ein bisschen auf, das mag auch daher kommen, dass ich es recht lange tue und in der Vergangenheit sehe, dass nicht immer die teuer erkaufte vermeintliche Qualität, weil aus meiner Sicht sind es keine letztendlichen und kriegsentscheidenden Qualitätskriterien, aber die vermeintliche Qualität, um jeden Preis zuzukaufen, sehe ich nicht als Erfolgskriterium für einen guten Podcast.
Es gibt und schaut in den Charts euch gerne mal so die Top-Podcasts an, die da draußen so unterwegs sind.
Da merkt man immer wieder auch, dass es vor allem das Format, vor allem die Persönlichkeit und das kreative Umgehen damit, wie kann ich denn bestehende Formate ein bisschen verändern, eigentlich die Erfolgskriterien sind.
Ich denke an solche Dinge wie Kurt Grömer, der schlicht nicht weiß, wer ihm gegenüber sitzt und dann ein Interview führen muss, ist für mich ein hervorragendes Beispiel einer der erfolgreichsten Podcasts des letzten Jahres.
OMR Podcast habe ich schon genannt, da haben wir keinen Profisprecher sitzen, aber da geht es um die Persönlichkeit, um die Fragen und vor allem die Persönlichkeiten, die dort im Podcast sitzen und weniger darum, dass das bis ins Letzte durch optimiert ist.
Erfolgreiche Podcasts: Keine geskripteten Marketing-Podcasts
[15:54] Vielleicht einfach selber mal ein bisschen durchklicken und reinhören, wer ist denn da so immer wieder an den vorderen Positionen dabei.
Ihr werdet feststellen, es sind nicht die geskripteten und wohlfeildurchüberlegten Marketing-Podcasts.
[16:08] In diesem Sinne, ich hau mich über die Häuser und hoffe, dass ich den einen oder anderen ein bisschen zum Nachdenken anregen konnte.
Wir hören uns das nächste Mal. Alles Gute!
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